Zar Peter in Berlin - Die fragwürdigen Eigenschaften Peter des Großen
Peter der Große 1698
1697 besuchte der 25-jährige Zar Peter I., der in die Geschichte seines Landes später als der »Große« eingehen sollte die preußische Residenzstadt Berlin. Peter I., ein in mancherlei Hinsicht durchaus moderner und westlich orientierter Mann, hatte die weit weniger zivilisiert anmutende Angewohnheit, Rebellen und »Staatsfeinde« höchst persönlich zu foltern und zu köpfen.
Aufgrund dieser Gepflogenheit zeigte der Russenherrscher bei seinem Besuch Berlins ein besonderes Interesse an den Hinrichtungsmethoden der Preußen und erfuhr so von einem Berliner Richter, dass man bei Mördern hierzulande die mechanische Hilfe des Räderns in Anspruch nahm. Eine im übrigen besonders barbarische Hinrichtungsmethode. Diesem ihm unbekannten westlichen Strafvollzugs-Ritual gegenüber zeigte der begeisterte Zar eine solche Neugier, dass er darauf bestand, unbedingt selbst ein Opfer auf solche Weise zum Tode befördern zu wollen. Nun hatte man unglücklicherweise keinen zum Tode verurteilten Verbrecher zur Hand, worauf der hohe Gast sofort erbot, einen Herrn aus seinem eigenen Gefolge zu diesem für ihn lehrreichen Schauspiel zur Verfügung zu stellen. Es bedurfte wohl einiger Überzeugungskünste, den jungen Herrscher von seinem Vorhaben abzubringen.
Bei der großen Galatafel am Abend im Stadtschloss ließ ein Lakai eine Platte fallen. Peter I. bestand nun darauf, dass der ungeschickte »Sklave« sofort ausgepeitscht werden müsse, wie es sich für solche Fälle gehöre. Um den ehrwürdigen Gast keine neuerliche Enttäuschung bereiten zu müssen, beeilte man sich, aus dem Gefängnis schleunigst einen Dieb herbeizuschaffen, der in die Livree des Dieners gesteckt und dann vor den Augen des befriedigten Gastes gestäubt (mit Ruten ausgepeitscht) wurde, wobei dieser wieder eigene Anteilnahme an der Beschaffenheit der Ruten und den von ihnen hervorgebrachten Wirkungen zeigte.